Persönlichkeitsmerkmale und positive Führung – mit den richtigen Menschen in der Führung Leuchtturm sein für andere

Viele Unternehmen buhlen um geeignete Mitarbeiter:innen. Menschen zu finden, die passen, fachlich herausragend sind und gleichzeitig auch unterschiedlich sind, stellt heute eine große Herausforderung dar. Diversity ist in aller Munde. Der Zusammenhang zwischen Diversity und Innovations­fähigkeit ist nachgewiesen. Unternehmen, denen es gelingt, Diversity zu managen, sind innovativer. Auch ist bekannt, dass Kreativität und Innovationskraft zusammenhängen, ebenso wissen wir aus Studien, dass Nonkonformismus und Kreativität korrelieren. Wir brauchen unterschiedliche Kompetenzen und Unterschied­lichkeit in Alter, Geschlecht, Religion und Herkunft.

Die neuesten Zahlen aus der Gallup-Studie zeigen leider, dass ein Großteil der Mannschaft in Unternehmen heute ihren Job nicht mit Herz und Seele macht. Eine wesentliche Ursache dafür sind nach diesen Erkenntnissen die Führungskräfte. Aus zahlreichen Untersuchungen ist bekannt, dass Mitarbeitende meistens nicht die Unternehmen, sondern Vorgesetzte verlassen. Dabei hängen Führung, Kultur und Kommunikations­stil eng zusammen.

Wie also mit diesen ganzen Erkenntnissen ein Umfeld schaffen, in dem geeignete, engagierte Menschen, die auch unterschiedlich sind, bleiben und produktiv, engagiert und begeistert arbeiten?

Der Hauptfaktor ist und bleibt hier die Führung. Fungiert die Führungskraft als Leuchtturm, gibt sie so Menschen im Unternehmen Kraft, können sich die Mitarbeitenden an ihr orientieren. So fühlen sich Menschen im Unternehmen wohl. Energetisierende, positive Führung hat einen sogenannten „heliotropischen Effekt“, wie eine Pflanze, die sich dem Licht zuwendet und erblüht. Die so geführten Menschen wissen, warum sie morgens kommen, sehen einen Sinn in ihrer Arbeit und bringen sich kreativ ein.

Positive Leadership ist ein Führungskonzept, das hier gute Leitplanken bietet. Positive Signale im täglichen Miteinander geben, Emotionen zulassen und leben, Sinn vermitteln, Engagement zeigen und belohnen, Beziehungen pflegen, dies alles gehört dazu. Positive Führung ist erlernbar, Instrumente sind vermittelbar. Schwerer wird es, diese Haltung und Einstellung aus Überzeugung einzunehmen, wenn die bisherige Haltung und Einstellung entgegen gesetzt waren. Es geht nicht um eine Schön­wetter­gemeinschaft, in der mit Glacé­handschuh­stil gute Laune herrscht. Positive Führung schafft eine positive Kultur und Kommunikation.

Menschen vertrauen einander und ihrer Führung. Die Bindung an das Unternehmen und auch an die Vorbilder wächst, das Engagement steigt, ebenso die Teamkohärenz, die Innovationskraft wird größer und die Lernbereitschaft. Menschen bleiben gesund und arbeitsfähig. Wir sind hier nahe am Thema der Nachhaltigkeit. Alle Wirkungslinien sichern die Zukunft im Unternehmen, da auch die Kunden­zufriedenheit nachweislich durch den Führungsstil beeinflusst wird.

Wenn nun grundsätzlich viele Führungskräfte positive Leader werden können, worauf sollte ich dann bei der Auswahl meiner zukünftigen Leader achten?

Hier spielt das Thema der individuellen Persönlichkeit eine bedeutsame Rolle. Legt man das führende Persönlich­keits­modell gemäß der sogenannten „OCEAN“-Typologie zugrunde, so unterscheiden wir im wesentlichen folgender 5 Big Five Faktoren: Offenheit, Extraversion, Gewissen­haftigkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus. Jeder Mensch hat in allen diesen Faktoren eine Kombination von Ausprägungen.

Die aktuelle Führungsforschung zeigt, dass die langjährige Sicht auf das Persönlichkeits­merkmal „Extraversion“ als besondere Eignung für Führung offenbar so nicht mehr zu halten ist. Grund für die heutige Besetzung vieler Positionen mit extrovertierten Persönlichkeiten ist auch, dass bei Menschen mit hoher Extraversion häufig ein hohes Durchsetzungs­vermögen bei hoher Kommunikations­kompetenz vorhanden ist. So sitzen viele dieser Eigenschaftsträger eben in hohen Positionen. Die aktuelle Führungsforschung zeigt, dass es offenbar sogenannte Vorhersage­variablen für besonders gute Führung gibt. Dies sind nach neuester Forschung vor allem hohe Ausprägungen in den Faktoren Offenheit und Gewissen­haftigkeit. Warum ist das so?

Offenheit umfasst u.a. die Fähigkeit, Interesse für Neues zu zeigen, Innovationskraft zu haben, fantasievoll und aufgeschlossen zu sein. D.h. auch andere Meinungen aufnehmen und integrieren zu können. Gewissen­haftigkeit umfasst Facetten wie Kompetenz, Pflicht­bewusstsein Selbstdisziplin, Verlässlichkeit und Besonnenheit. Wichtige Voraussetzungen für Glaubwürdig­keit und Vorbild­fähigkeit.

Als Nebenbedingung sollten Führungskräfte eher verträglich und eher wenig neurotisch sein. Im Faktor Neurotizismus sind u.a. die Facetten Impulsivität, Verletzlichkeit und Reizbarkeit enthalten.

Zurück zur Extraversion, welcher Grad ist denn hier günstig?

Es kommt eher auf die Ausprägungen im Bereich der Offenheit und Gewissenhaftigkeit an. Beide, Introvertierte und Extrovertierte können offen sein, beide können gewissenhaft sein.

Was also ist zu beachten, bei der Auswahl von Persönlichkeiten für die Führung, um ein Fazit zu ziehen?

Da es bei der positiven Führung um eine Haltung geht, kann man den Schluss ziehen, dass es bestimmter Persönlich­keits­eigen­schaften bedarf, um die Fähigkeit zu besitzen, diese Haltung einzunehmen.

Insofern eignen sich Menschen mit den beschriebenen Merkmals­ausprägungen besonders gut für eine Haltung, die der positiven Führung entspricht und diese wirksam ausübt. Leuchtturm sein und Kraft und Energie auszustrahlen – ein Erfolgsweg für Mitarbeiter­bindung, Performance und Sinnstiftung.

Es ist Zeit für neue Führung.