Über Führung wird vieles geschrieben. Und gesagt. Am Markt existieren viele Bücher, Artikel und Berichte über Führung. Einiges wird behauptet, anderes belegt. Führung wird leider in der Praxis eher als „weicher Faktor“ angesehen.
Hingegen bedient man sich in Bereichen wie Controlling und Aktienanalysen schon länger wissenschaftlich anerkannter Methoden. Auch in rechtlichen Fragen hört man gerne auf Expertenrat. Warum nicht auch Führung sauber analytisch aufbereiten? Die Zeit des Bauchgefühls von erfolgreicher Führung ist vorbei. „Führung ist angeboren, Führung kann man oder nicht.“ Das wird oft behauptet. Investitionen in Entwicklung werden oft kritisch gesehen.
Harte Fakten gehören auf den Tisch. Im wissenschaftlichen Bereich existieren verschiedene Konzepte des sogenannten New Leadership.
Hier ist seit langem insbesondere in der Arbeits- und Organisationspsychologie der statistisch signifikante Zusammenhang von Führung und Mitarbeitendenzufriedenheit diskutiert worden. Es existieren verschiedene Leadershipstudien. Diese sind auch entsprechend analytisch, d.h. mit mathematisch-statistischen Methoden, beleuchtet worden.
Besonders überzeugend und wissenschaftlich durch viele Fallbeispiele aus unterschiedlichen Branchen unterlegt, ist das Konzept des positive Leadership von Kim Cameron. Die Forschung an der Universität Michigan ist umfassend und blickt auf 20 Jahre Erfahrung zurück. Im neuesten Buch „Positively Energizing leadership“ wird erneut das Thema Führung und Wirkung auf Produktivität und Mitarbeitendenengagement beleuchtet. Viele empirische Fallbeispiele und Zahlen untermauern den Stand der Erkenntnisse.
In seinem jüngsten Workshop im Rahmen der Konferenz Tomorrowmind in Wien hat Kim Cameron eindrucksvoll dargestellt, wie signifikant der Zusammenhang zwischen „Positively Energizing Leadership“ und Mitarbeiterzufriedenheit, Wohlbefinden, Engagement und Performance sind. Auf der einen Seite ist die Wirkung eines solchen Leaders auf das Individuum im Team beleuchtet worden. Auf der anderen Seite lag der Fokus auf der Betrachtung der Effekte auf Teamzusammenhalt, Innovation und Lernen sowie Teamperformance. Eindrucksvoll sind statistisch signifikante Zusammenhänge dargelegt worden.
„If your actions inspire others to dream more, to learn more, to do and become more, then you are a positive energizing leader“, sagte Kim Cameron auf seinem Vortrag im November 2023.
Das Konzept des positive Leadership kann als ein Organisations- und Führungskonzept eingestuft werden. Es betrachtet die Zusammenhänge zwischen Organisationskultur, Sinn, Beziehungen und Kommunikation.
Kim Cameron spricht in seinen Studien vom sogenannten „Heliotropic Effect“. Die Begriffsherkunft ist aus dem Griechischen, wobei altgriechisch die Begriffe „Sonne“ und „Wendung“ gemeint sind. Dies bedeutet, dass Menschen geneigt sind, sich positiver Energie zuzuwenden. Wer wünscht sich nicht eine solche Führung?
Kim Cameron selbst strahlt stets als Leuchtturm beispielhaft und glaubwürdig in seinen Ausführungen. Man glaubt ihm, dass auch ihn das inspiriert, ebenso wie er andere mit seiner positiven Energie ansteckt.
Aus wissenschaftlicher Sicht überzeugt der konsequente analytische Nachweis der Zusammenhänge von energiereicher, positiver Führung und Performance in jeder Beziehung. Für mich war das ein echtes Highlight des Jahres in Beziehung auf die Umsetzung von Forschung in die Praxis.
Ich selbst setze positive Führung bei meinem Klient:innen ein. Es erfolgt dabei auch die Verknüpfung mit Themen der Gesundheit. Das Ganze wird in einen gesamten organisationalen Rahmen gestellt. Denn Kultur, Kommunikation, Organisation, Meaning und Führung hängen so eng zusammen.
Durch meine Lehrtätigkeit in den Fächer Wirtschaftspsychologie, empirische Methoden und Dienstleistungsmanagement möchte ich hier selbst einen Beitrag leisten, Studierende und zukünftige Leader von diesem Ansatz zu überzeugen. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse können dabei gerade auch aktuellen „positively energizing leaders“ Hilfe zur Selbsthilfe liefern. Denn positive Führung heißt auch positives Selbstmanagement. Vorbilder wirken.
Wie doch alles zusammenhängt – Energie in der Führung, Engagement, Teamzusammenhalt, Innovation, Gesundheit, Entwicklung, außerordentliche Performance und Kundenzufriedenheit. Es kann so klar sein, alles eine Frage der Einstellung. Aber auch der Offenheit für neue Erkenntnisse und empirische Methoden. Zeit für Neues 2024… Performance durch positive Führung erreichen. „Positively energizing leaders“ braucht die Welt.
Dipl- Kffr. Birgit Ohlsen-Goronzy M.Sc. Wirtschaftspsychologie